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Berghofen - einst Sitz eines Adelsgeschlechtes, heute ein Ortsteil der Stadt Dortmund

Unser „Dorf“ Berghofen ist seit der Eingemeindung am 1. August 1929 ein Dortmunder Stadtteil mit einer Grundfläche von 504 Hektar (oder ca. 5 km²) und mit heute immerhin fast 12.000 Einwohnern. Schon vor 1220 (eine genauere Datierung ist nicht möglich) taucht der Name „berghuoven“ in einer Vogteirolle auf, in der die Güter des Grafen von Altena-Isenberg verzeichnet waren. Darunter befindet sich der zum Besitz des Klosters Möllenbeck gehörende Oberhof Aplerbeck mit zwei Höfen in Berghofen. 

 

Aus einer Urkunde vom 15. August 1229 kann man schließen, dass es in Berghofen einen Rittersitz gab, der von einer Adelsfamilie bewirtschaftet wurde, denn zu den Zeugen, die das Dokument mit unterschrieben hatten, gehörte auch ein Theodericus de Berchoven (Dietrich von Berghofen). Für 1254 wird ein Ritter Gottschalch de Berchaven bezeugt, der ein Viertel der Berghofer Feldflur besaß. Mehr als sieben Jahrhunderte lang verfügte die kleine Bauernschaft also mit dem „Haus Berghofen“ über einen adeligen Herrensitz, der damit sicherlich zu den ältesten Profanbauten aus Dortmunds mittelalterlicher Vergangenheit zählte.

 

Die Abbildungen zeigen den Zustand von Haus Berghofen im Jahre 1770 und seine dörfliche Umgebung mit gut zwei Dutzend Gehöften und Wohnhäusern (nicht wenige von ihnen in Fachwerk ausgeführt), die damals ziemlich weit über das Dorf verstreut waren. Berghofen war vor  fast 250 Jahren natürlich noch weit von der dichten Bebauung des heutigen Großstadtvorortes entfernt. Im Jahre 1777 gab es hier nur 44 Haushalte mit 197 Einwohnern in 19 Bauernhöfen, 12 Bergmanns- und 6 Handwerker-Haushalten. Das Foto zeigt ein Bild in Wachsmalkreide, das der ehemalige Hausmeister der Schule am Hirschweg, Wilfried Schiefke (1928-1996), zu ihrem 100-jährigen Bestehen 1989 schuf.  Frau Ingrid Schiefke schenkte es dem Berghofer Heimatverein zu seinem 10. Geburtstag im Jahre 2013. Es ist demnächst im „Haus Heimsoth“ zu bewundern.

 

Der Straßenname „An den Gräften“ weist auf die frühere Existenz eines Wassergrabens hin, der in der Abbildung deutlich zu erkennen ist, so dass man durchaus von einem kleinen, bescheidenen Wasserschloss der Herren von Berghofen sprechen kann. Auch die mächtigen Außenmauern des bis Februar 1969 erhaltenen Bruchsteinbaues mit einer Stärke von 90 Zentimetern lassen den einer Festung ähnlichen Charakter der Anlage vermuten. Heute ist davon lediglich die langgestreckte Scheune aus dem  19. Jahrhundert parallel zum Fasanenweg erhalten. Als Bauzeit des Herrenhauses nimmt man das 16. Jahrhundert an. Ein im Museum für Kunst- und Kulturgeschichte aufbewahrter Stein trägt allerdings die Jahreszahl 1684. Die letzte adelige Besitzerin, die Gräfin von Hagen auf Schloss Sandfort, veräußerte die beiden alten Gebäude, das Wohnhaus mit dem benachbarten Stall und die Scheune, an Hermann Sommrey.

 

Der neue Besitzer wollte das Gebäude durch einen modernen Neubau ersetzen. Leider gab der Landeskonservator in Münster dazu die Abrissgenehmigung, weil das Haus Berghofen wegen zahlreicher späterer Umbauten angeblich keinen historischen Wert mehr habe. Fundamente und Mauerwerk waren jedoch noch sehr solide, nur das Dach hätte erneuert werden müssen. So ging – ähnlich wie bei dem in den Außenmauern noch erhaltenen Dortmunder Rathaus (einst das älteste steinerne Rathaus Deutschlands) – ein wichtiges Zeugnis der Berghofer Vergangenheit leider für immer verloren. 

 

Dieter Tillmann

Bild in Wachsmalkreide
Grundriss
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